* Gefällt Dir diese Homepage oder meinst Du es besser zu können? Erstelle deine eigene kostenlose Homepage jetzt! *

 
 

 

Die Geschichte des Jiu-Jitsu


Die präzise Herkunft des Jiu–Jitsu lässt sich heute nicht mehr ganz nachvollziehen. Es gibt eine Theorie, nach welcher Selbstverteidigungstechniken schon seit 2500 Jahren in Japan bekannt sind. So beschreiben alte japanische Chroniken, wie Tatemi Kazuchi im Jahr 712 n. Chr. Tatemi Nokami durch die Luft geworfen hat wie ein Blatt Papier. Auch 720 n. Chr. soll Nomino Sukume ein Sumo–Ringer mit nur einem Tritt getötet haben. 

Diese Vorfälle belegen zwar das Vorkommen von waffenlosen Kampfkünsten in Japan, wahrscheinlicher ist jedoch, dass das Jiu–Jitsu auf eine alte indische Massagekunst zurück zu führen ist, welche damals schon über 100 schmerzempfindliche und lebenswichtige Punkte des menschlichen Körper kannte.

Von Indien aus fand diese Kunst ihren Weg nach China und wurde dann um 1650 nach Japan gebracht. Nach den Überlieferungen hat sich der Chinese Chin Gempin in Owari niedergelassen, wo er auch 1671 verstarb.  Nach seiner Aufnahme in den Samurai–Stand lehrte er die Adeligen von Edo, das heutige Tokio, diese geheimnisvolle Kunst. Schon kurze Zeit später bürgerte sich das Jiu–Jitsu bei allen Samurai ein, da diese seine Wirksamkeit sofort erkannten.
Ende des 17. Jahrhunderts entwickelte sich diese Kunst zu einer waffenlosen Kampfkunst und Selbstverteidigung mit dem Ziel den Gegner kampfunfähig zu machen oder auch zu töten.

Die Samurai machten diese Kunst zur Pflicht für alle Samurai und legten sie im Bushido, den Ehrenkodex der Samurai fest. Vor dem Volk wurde sie streng geheim gehalten. Es war jedem Nicht-Samurai auf Todesstrafe verboten Waffen jeglicher Art zu führen. Im Volk war diese Kunst, diese Geheimwaffe der Samurai gefürchtet, denn die Krieger (Bushi) entschieden jeden Kampf, der ohne Waffen nicht zu gewinnen war, trotzdem für sich.

Man kann sagen, dass die Kunst des Kampfes durch japanische Bemühungen immer weiter perfektioniert worden ist. Der Begriff Jiu–Jitsu festigte sich erst im 18. Jahrhundert. Es entstanden immer mehr Schulen und jede nannte ihre Kunst anders, wobei das Jiu–Jitsu die bekannteste war. Dennoch unterschieden sich die anderen Künste nicht viel voneinander.

Viele Schulen (Ryu) existierten schon seit mehreren 100 Jahren und fügten das Jiu–Jitsu zu ihrem Stil mit hinzu. So entstanden auch Schulen, welche Jiu–Jitsu mit Waffen ausbildeten.

Weitere bekannte Künste waren:

  • Kumi – uchi

  • Kempo

  • Tai – Jitsu

  • Jaware

Eine Entstehungsgeschichte eines Ryu sei hier mal näher beschrieben, da sie das Prinzip des Jiu–Jitsus am ehesten in seiner Physiologie beschreibt.

Einer Legende nach heißt es, dass ein Arzt auf seiner Studienreise durch China in Klöstern neben medizinischem Wissen auch Unterricht im waffenlosen Nahkampf erhielt. Dabei stellte er die immense körperliche Stärke als Voraussetzung zur Ausführung der Techniken fest. Zurück in Japan unterrichtete er, das aus China mitgebrachte Hakuda, doch viele seiner Lehrlinge wandten sich von diesem kraftbetonten System ab. Eines Winters dann beobachtete der Arzt, wie die massiven, starren Äste einer Kiefer unter der Last herunterkommender Schneemassen brachen, während die dünnen Äste einer daneben stehenden Weide sich unter der Last des Schnees so lange herunter bogen, bis der Schnee abglitt, und sich dann unversehrt wieder aufrichteten. Inspiriert von dieser Beobachtung gründete er die erste Schule der „Wissenschaft von der Nachgiebigkeit“ und nannte sie Yoshin – Ryu (Weiden-Schule).

Mit dem Ende der Meji–Periode ab 1868 begann sich Japan westlichen Einflüssen zu öffnen. Die Japaner waren eifrig daran interessiert den Europäern in nahezu allen Dingen nachzueifern. Das führte zum Niedergang der Samurai, den Japanern wurde nahegelegt, sich von den alten und überholten Brauchtümern zu trennen. 

Somit gerieten auch die alten Weisheiten und Künste schnell in Vergessenheit.

Fast, als die alten Künste und so auch das Jiu–Jitsu in Vergessenheit gerieten, sollten sie dann doch wieder entdeckt werden und das von einem Europäer, einem Deutschen, der sie dann den Japanern wieder vor Augen führte und ihnen so ihre Kunst wieder schenkte.

Ein deutscher Medizinprofessor, Prof. Dr. Baelz, der an der kaiserlichen Universität von Tokio lehrte sowie als Hofrat der betreuende Arzt der kaiserlichen Familie war, entdeckte in einem Provinzort einen alten Mann, der die örtlichen Polizisten in der Kunst der Selbstverteidigung unterrichtete. Prof. Dr. Baelz lehrte noch bis 1902 an der kaiserlichen Universität in Tokio und studierte selber Jiu–Jitsu bei dem ältesten Meister, dem 70 jährigen Totsuka. Prof. Dr. Baelz Studenten verehrten ihn als Europäer hoch und eiferten ihm hinterher und studierten, wie er auch, die Kunst des Jiu–Jitsu. Baelz empfahl der Regierung die Förderung und Verbreitung der wiedergefunden Kunst.

Seitdem blühte das Jiu–Jitsu in Japan wieder stark auf und es gab in der Zeit kaum einen Japaner der diese Kunst nicht beherrschte. Jedoch wurde der kriegerische Aspekt durch den sportlichen und geistigen ersetzt. Ein Schüler des Hofrates Prof. Dr. Baelz war Jigoro Kano und dieser erkannte den Wert dieser Kunst für die körperliche Ertüchtigung sowie die Erziehung der jungen Japaner. Jigoro Kano entwickelte aus der Kunst Jiu–Jitsu das Judo und eröffnete 1882 seine eigene Schule, den Kodokan, welcher noch heute das Welt–Hauptquartier des Judo ist.

Jiu–Jitsu und der Weg nach Deutschland

Die Entwicklungsgeschichte des Jiu–Jitsu in Deutschland ist zusammen mit der des Judo verbunden.

1906 ankerten zwei Kriegsschiffe der japanischen kaiserlichen Kriegsmarine in Kiel. Die Mannschaft führte eine Judo–Jiu–Jitsu Vorführung vor, von der Kaiser Wilhelm II. so begeistert war, dass er mehrere japanische Meister beauftragte Judo bzw. Jiu–Jitsu in Deutschland zu unterrichten und bekannt zu machen, da er sein Potential für die Ausbildung bei Polizei und Militär erkannte. Dieses gestaltete sich zu der Zeit aber recht schwierig, da es in der Zeit vornehme und weniger vornehme Sportarten gab. Demnach wurde das Judo und Jiu–Jitsu in der deutschen Bevölkerung aufgrund seiner schweißtreibenden und augenscheinlich groben Art schnell in den Bereich der weniger vornehmen Sportarten wie Ringen, Fußball und Boxen eingestuft.

Einer der wichtigsten japanischen Meister, der ins Ausland ging war Katsukuma Higashi.

Erich Rahn, der aus einer angesehenen Berliner Kaufmannsfamilie stammte, war durch die, bis nach Asien reichenden Beziehungen seines Vaters schon als Kind mit Japanern in Kontakt gekommen, von denen er Jiu–Jitsu lernte. Erich Rahn sah bei einem Auftritt im Zirkus Schumann in Berlin, wie der Japaner Katsukuma Higashi im Kampf einen scheinbar überlegenen Mann durch Jiu–Jitsu–Techniken zu Boden brachte. Rahn wurde dessen Schüler und eröffnete noch im gleichen Jahr (1906) im Alter von 21 Jahren in einem Hinterzimmer einer Kneipe in Berlin–Mitte die erste deutsche Jiu–Jitsu Schule. Erich Rahn, der Meister der 1000 Griffe wurde somit der Gründungsvater des Kampfsportes in Deutschland. Militär und Polizei erkannten den Nutzen des Jiu–Jitsu und ließen sich von Erich Rahn unterrichten.

Nach dem 1. Weltkrieg sorgte Erich Rahn durch öffentliche Auftritte für eine Steigerung der Popularität in Deutschland.                                                                                     

Der eigentliche und richtige Durchbruch begann, als Alfred Rhode in Frankfurt den ersten Judo–Jiu–Jitsu Club gründete. Ab dem Zeitpunkt begann dann auch die Trennung des Jiu–Jitsu als Selbstverteidigungssystem vom Judo, dass mehr und mehr die Entwicklung zum Wettkampfsport vollzogen hat.

Nach dem 2. Weltkrieg musste das Jiu–Jitsu ein weiteren Tiefpunkt in Deutschland einstecken. Die Alliierten verboten 1945 mittels des Kontrollratsgesetzes die Ausübung des Jiu–Jitsu in den Besatzungszonen. Erst in den 50er Jahren gelang es nach zähen Verhandlungen das Kontrollratgesetz für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland wieder aufzuheben. Doch nun bestand in Westdeutschland nur noch ein geringes Interesse an, der aus der Mode gekommenen Kunst.

Zusätzlich verdrängte die Popularität der neuen Form des Judo, später auch Karate und Tae–Kwon–Do das Jiu–Jitsu. Erst langsam konnte sich das Jiu–Jitsu und das ab 1969 in Deutschland zusammengestellte Ju-Jutsu eine neue Blüte in Deutschland erleben, die bis in die heutige Zeit anhält.

So gibt es heute viele tausende Menschen in Deutschland, die Jiu–Jitsu und Ju-Jutsu betreiben sowie eine Vielzahl an größeren und kleineren Verbänden denen Jiu–Jitsu und Ju-Jutsu betreibende Sportvereine angeschlossen sind.