Integration von Karate-Techniken in andere Systeme
Jede Budo-Kunst hat im Laufe ihrer Zeit ihren eigenen Schwerpunkt in den Kampftechniken entwickelt und perfektioniert. So hat Karate, man findet auch die Schreibweise Kara-te (übersetzt leere Hand) den Schwerpunkt auf Tritte, Schläge und deren Abwehr gesetzt.
Das Prinzip von Karate beruht, wie auch bei allen anderen Budo-Künsten auf Naturgesetzen. Bei allen Schlägen und Tritten wird mit kleinster Fläche und größtmöglicher Geschwindigkeit ein schwaches Ziel, z.B. eine schmerzhafte oder schlecht geschützte Körperstelle getroffen, um so den Gegner kampfunfähig zu machen.
Diese Techniken finden auch im Jiu-Jitsu und Ju-Jutsu ihre Anwendung, werden gelehrt und in die Kampf- und Abwehrtechniken integriert. Selbstverständlich nicht mit einer Perfektion, wie sie im Karate zu finden ist, da der Inhalt an Grundtechniken (siehe Jiu-Jitsu und Ju-Jutsu) ein großen Umfang hat.
Hinweis:
Die Techniken, wie sie hier abgebildet sind, finden ihre Anwendung im Jiu-Jitsu, Ju-Jutsu und Hanbo-Jutsu, Abwandlungen in Form, Aussehen und Methodik sind möglich. Für das eigene Training sollte daher immer das Ausbildungskonzept, bzw. das Prüfungsprogramm des jeweiligen Verein, Schule bzw. Budo-Verband berücksichtigt werden.
Grund- und Kampfstellungen:
Heisoku – dachi (geschlossene Parallelstellung)
Grundstellung, bei der die Beine geschlossen sind, sie erinnert an die „Hab acht“-Stellung bei Soldaten der Bundeswehr. Aus dieser Stellung können Kata beginnen.
Musubi – dachi (verbundene Stellung)
Grundstellung ähnliche Heisoku – dachi, nur dass hierbei Fersen aneinander liegen und die Füße rechtwinklig geöffnet sind. Die Fußstellung erinnert an das „Stillgestanden“ von Soldaten der Bundeswehr.
In dieser Stellung wird hauptsächlich gegrüßt (Ritsu rei).
Heiko – dachi (offene Parallelstellung)
Bei dieser Grundstellung stehen beide Füße parallel zueinander und die Knie werden leicht nach außen gedreht um etwas Grundspannung zu erzeugen / erhalten. Sie hat ihr Vorkommen häufig in Kata.
Fudo – dachi (unbewegliche Stellung)
Diese Grundstellung wird beim Verbeugen wie auch beim Erwarten von Kommandos eingenommen. Sie wird aber auch als eine ordentliche Standposition der Übenden im Dojo eingenommen.
Zenkutsu – dachi (Vorwärtsstellung)
Eine Kampfstellung, die nach vorn gerichtet ist. Der schulterbreite und recht lange Stand sorgt für große Stabilität. Aus ihr werden die meisten Schlag- und Blocktechniken ausgeführt. Das Körpergewicht ist zu 70% auf dem vorderen und zu 30% auf dem hinteren Bein verteilt.
Kokutso – dachi (Rückwärtsstellung)
In manchen System auch Verteidigungsstellung genannt, ist eine sehr schmale Stellung und die Stabilität soll nach hinten geschaffen werden. Hier lagern ca. 70 bis 90% des Körpergewichtes auf dem hinteren Bein. Die Knie sind leicht gebeugt um gegen ein Angriff Spannung aufweisen zu können.
Kiba – dachi (Reiterstellung)
Tiefe Kampfstellung, bei der die Füße in doppelte Schulterbreite parallel stehen, die Hüfte (der Schwerpunkt) wird abgesenkt. Die Knie werden nach außen rotiert und sollten über den Füßen sein.
Shiko – dachi (offene Bereitschaftsstellung)
Diese tiefe Bereitschaftsstellung ähnelt Kiba – dachi, hier zeigen jedoch die Füße 45° nach außen. Ob Kiba – dachi oder Shiko – dachi präferiert wird, ist vom Stil abhängig.
Kake – dachi (Überkreuzstellung)
Eine Kampfstellung, die aus dem altchinesischem Kung Fu. Auf dem Standbein lastet 90% des Körpergewichtes. Sie ist für Richtungswechsel zur Seite um in eine andere Stellung zu gelangen.
Tsuru – ashi – dachi (Kranichfußstellung)
Eine Kampfstellung, bei der die Körperspannung gut in seitliche Tritttechniken umgesetzt werden kann.
Uchi – hachiji – dachi (Stellung mit eingedrehten Füßen)
Eine Grundstellung, bei der die Füße nach innen hin eingedreht werden. Diese Stellung findet ihre Verwendung in Kata.
Gruppe der Hand- Faust- und Unterarmtechniken:
Oi - tsuki (gerader Fauststoß)
Die Faust wird waagerecht bei der Technik seitengleich mit dem Bein (hier re. Bein vorne = Fauststoß re.) gerade mit Schwung aus der Hüfte und Schultergürtel in das Ziel gestoßen.
Getroffen wird mit der Fläche der Knöcheln des Zeige- und Mittelfinger.
Mögliche Trefferstellen sind Kopf- Gesichtsbereich, Brust und Bauch.
Gyaku - tsuki (umgekehrter Fauststoß)
Die, vom vorderen Bein diakonale Faust wird waagerecht mit Schwung aus der Hüfte und Schultergürtel in das Ziel gestoßen.
Getroffen wird mit der Fläche der Knöcheln des Zeige- und Mittelfinger.
Mögliche Trefferstellen sind Kopf- Gesichtsbereich, Brust und Bauch.
Tate - tsuki (senkrechter Fauststoß)
Die Faust wird senkrecht mit Schwung aus der Hüfte und Schultergürtel in das Ziel gestoßen.
Getroffen wird mit der Fläche der Knöchel des Zeige- und Mittelfinger.
Mögliche Trefferstellen sind Kopf- Gesichtsbereich, Brust und Bauch.
Morote - tsuki (Doppelfaustschlag)
Beide Fäuste werden parallel waagerecht mit Impuls aus dem Schultergürtel in das Ziel gestoßen.
Getroffen wird mit den Flächen der Knöchel der Zeige- und Mittelfinger beider Hände.
Mögliche Trefferstellen sind Brust und Bauch.
Mawaschi - tsuki (Halbkreisfauststoß)
Die Faust wird im Halbkreis mit Schwung durch Drehung von Hüfte uns Schultergürtel in das Ziel gestoßen.
Getroffen wird mit der Fläche der Knöchel des Zeige- und Mittelfinger.
Mögliche Trefferstellen sind Kopf- Gesichtsbereich.
Mawashi - kubi - uchi (Halbkreisfaustschlag)
Die Faust wird im Halbkreis mit Schwung durch Drehung von Hüfte uns Schultergürtel in das Ziel geschlagen, auch bekannt als „Schwinger“.
Getroffen wird mit der Fläche der Knöchel des Zeige- und Mittelfinger.
Mögliche Trefferstellen sind Kopf- Gesichtsbereich.
Uraken - uchi (Faustrückenschlag)
Die Faust wird seitlich von innen, der Körpermitte her nach außen in das Ziel geschlagen. Durch die Drehung der Hüfte, des Schultergürtels und der Schnappbewegung des Unterarmes und des Handgelenkes kommt eine große Treffergeschwindigkeit der Faust im Ziel auf kleine Fläche.
Getroffen wird mit den Köcheln auf dem Handrücken.
Mögliche Trefferstellen sind Kopf und Gesichtsbereich.
Uraken - uchi (Halbkreisfaustschlag von oben)
Die Faust wird von der diagonalen Schulter her nach nach vorn von schräg oben kommend in das Ziel geschlagen. Durch die Drehung der Hüfte, des Schultergürtels und der Schnappbewegung des Unterarmes und des Handgelenkes kommt eine große Treffergeschwindigkeit der Faust im Ziel auf kleine Fläche.
Getroffen wird mit den Köcheln auf dem Handrücken.
Mögliche Trefferstellen sind Kopf und Gesichtsbereich, hierbei besonders Schläfe, Augenbrauen, und die Nase.
Haito - uchi (Handinnenkantenschlag)
Die Handinnenkante wird in das Ziel geschlagen, dabei liegt der Daumen eingezogen in der Handinnenfläche um die Handaußenkante zu spannen. Durch Drehung der Hand lässt sich der Schlag von innen nach außen, wie auch von außen nach innen anwenden (hier von innen nach außen dargestellt).
Getroffen wird mit dem Muskel auf der Daumenseite.
Mögliche Trefferstellen sind Schläfe und Hals.
Haito - uchi (Handinnenkantenschlag seitlich)
Eine Abwandlungsmöglichkeit bei seitengleichem Ausweichen vom Gegner.
Die Handinnenkante wird mit Drehung der Hüfte und Schultergürtel von der Seite in das Ziel geschlagen, dabei liegt der Daumen eingezogen in der Handinnenfläche um die Handaußenkante zu spannen.
Getroffen wird mit dem Muskel auf der Daumenseite.
Mögliche Trefferstellen sind Hals, Brust und Bauch.
Schuto - uchi (Handaußenkantenschlag) von außen
Die Handaußenkante wird mit Drehung der Hüfte und Schultergürtel von außen nach innen im Halbkreis in das Ziel geschlagen.
Getroffen wird mit der gespannten Kleinfingerseite, Höher der Handwurzelknochen.zum Kleinfinger.
Mögliche Trefferstellen sind Schläfe und Hals.
Schuto - uchi (Handaußenkantenschlag) von innen
Die Handaußenkante wird mit Drehung der Hüfte und Schultergürtel von innen nach außen im Halbkreis in das Ziel geschlagen.
Getroffen wird mit der gespannten Kleinfingerseite, Höher der Handwurzelknochen.zum Kleinfinger.
Mögliche Trefferstellen sind Schläfe und Hals.
Shuto (Handkantenstoß bzw. Handkantenschlag)
Die Technik ist in zwei Varianten möglich. Die Handaußenkante (Kleinfingerseite) kann Waagerecht in das Ziel zum Schlüsselbein gestoßen werden.
Als Handkantenschlag wird die Hand mit Kleinfingerseite im Halbkreis von oben her zum Schlüsselbein geschlagen.
Empi - uchi (Ellenbogenstoß)
Den Ellenbogenstoß gibt es verschiedenen Ausführungen, hier die Ausführung nach vorn. Dabei wird mit der Ellenbogen zur Brust oder zum Kopf- bzw. Gesichtsbereich, bevorzugt die Kinnspitze gestoßen.
Dabei wird die Faust einwärts gedreht und kann ggf. mit der freien Hand stabilisiert werden.
Ushiro - empi - uchi (Ellenbogenstoß rückw.)
Hier wird der Ellenbogen rückwärts in das Ziel gestoßen, die freie Hand kann den Stoß an der anderen Hand etwas führen und so stabilisieren.
Trefferstellen sind bei einem rückwärtig stehendem Gegner Bauch, Brust und je nach Stand die Flanken.
Yoko - empi - uchi (Ellenbogenstoß zur Seite)
Hier wird der Ellenbogen seitwärts in das Ziel gestoßen und kann wieder von der freien Hand an der anderen geführt und stabilisiert werden.
Trefferstellen sind bei einem seitlich stehenden Gegner Bauch und Brust.
Tritt- und Fußtechniken:
Hiza - geri (Kniestoß)
Das Knie wird mit der oberen, oberschenkelnahen Spitze in das Ziel gestoßen. Bei dem Kniestoß ist die Richtung ohne Einfluss, er kann zur Seite ausgeführt werden oder wie hier abgebildet gerade hoch, z.B. bei vornübergebeugtem Gegner.
Ushiro - geri (Fußstoß rückwärts)
Beim Fußstoß rückwärts wird ein rückwärtiger Gegner bekämpft indem man die Ferse gerade nach hinten stößt, das Bein sollte zur Streckung kommen.
Getroffen wird mit der Ferse, Trefferfläche kann individuell ausfallen.
Kansetsu - geri (Gelenk- Fußkantentritt)
Die Fußkante wird zu einem Gelenk getreten, bevorzugt zum Kniegelenk. Dabei wird der Fuß nach innen gebeugt und die Zehenspitzen herangezogen.
Trefferfläche stellt die gespannte Fußkante dar.
Für die drei folgenden Tritte kann/wird die hier abgebildete Ausgangssituation genommen, aus der die Techniken erfolgen.
Das Knie wird vor dem Körper hochgezogen und der Oberschenkel unter Spannung gesetzt.
Mawashi - geri (Halbkreisfußtritt)
In der klassischen Variante wird das Knie seitlich waagerecht hochgehoben und von hier im Halbkreis in das Ziel geschnellt.
Im Wettkampf und für die freie Selbstverteidigung hat sich aber auch bewehrt, das Knie vor dem Körper hochziehen und dann im Halbkreis ins Ziel zu schnellen, dabei mit dem Standbein auf dem Fußballen mit drehen.
Getroffen wird mit dem Fußballen oder dem Fußspann.
Mae - geri (Fußstoß)
Das Knie wird vor dem Körper hochgezogen und die Fußspitze herangezogen. Der Fußballen wird aus dem Kniegelenk in das Ziel geschnellt (Ke-age) oder aus der Hüfte zum Ziel gestoßen.
Mögliche Trefferstellen sind Unterleib, Bauch und Brust.
Yoko - geri (Seitlicher Fußstoß)
Das Knie wird vor dem Körper hochgezogen und seitlich aus dem Kniegelenk in das Ziel geschnellt (Ke-age) oder aus der Hüfte zum Ziel gestoßen. Wie bei dem Prinzip beim Mae-geri.
Mögliche Trefferstellen sind Beine, Bauch, Brust und Kopf, je nach Tritthöhe.
Blocktechniken
Jodan – age – uke (Untararmblock oben)
Der Unterarm wird nach oben gestoßen und mit der Innenseite des Unterarms ein Angriff von oben geblockt oder ein Angriff nach oben abgelenkt.
Gedan – barai (Unterarmblock unten)
Mit dem Unterarmblock nach unten wird ein Angriff (Bein oder auch Arm) zur Seite abgelenkt. Die Faust rastet dabei ca. 20 cm über dem Knie ein. Die Hüfte wird dabei etwas aus der Angriffsrichtung raus gedreht.
Chudan – uchi– uke (Unterarmblock außen)
Die Abwehr erfolgt mit dem inneren Rand des Unterarms. Hier wird ein Angriff von innen nach außen geblockt.
Chudan – Soto – uke (Unterarmblock innen)
Die Abwehr erfolgt mit dem äußeren Rand des Unterarms. Hier wird ein Angriff von außen nach innen geblockt.
Morote – uke (Doppelblock)
Ähnliche Ausführung wie bei Uchi – uke, hier wird aber die Faust der anderen Hand zur Verstärkung mit der Kleinfingerfingerseite an den Ellenbogen des blockenden Arm angelegt.
Jodan – juji – uke (Kreuzblock oben)
Die gekreuzten Hände (bei Rechtshändern die rechte Hand oben) werden nach oben gestoßen und lenken den Angriff nach oben ab. Diese Abwehr erfordert wenig Kraft. Im Anschluss kann sofort mit der einen oder anderen Hand umgriffen werden, um den Gegner für den nachfolgenden Gegenangriff aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Gedan – juji – uke (Kreuzblock unten)
Der Kreuzblock unten wird als Abwehr gegen Fußangriffe verwendet. Die Fäuste werden gekreuzt und nach unten gestoßen.
Vorsicht: Der Fußangriff muss im Anfangsstadium abgefangen werden.
Jodan – shuto – uchi (Handkantenblock)
Ein Angriff zum Gesicht wird mit der Handkante nach oben abgewehrt. Die Bewegung ähnelt der bei Age – uke, nur dass hier die Handkante blockt.